Kurzes Update: Es handelt sich um einen Einphasen-Asynchronmotor mit Startkondensator.
Diesen kann man nur mit einem Frequenzumrichter drehzalregeln und ich bin fast vom Stuhl gefallen, was so ein Ding kostet. Billigste Chinaware ab 100 € (unbrauchbar, weil die Modulationsfrequenz im Audiobereich liegt = die Wicklungen piepen/fietschen nervtötend). Markenprodunkt 200 - 500 Euro. Völlig unklar, diese Preise. Meine einzige Erklärung ist, dass das praktisch ausschließlich in der Industrie verwendet wird.
Ach so, und das deutschsprachige Handbuch eines Siemens Umrichters umfasst 100 Seiten (!) auf denen erklärt wird, wie man die Regelung parametrieren kann. Komplexes Thema. Aber da kann man dann wirklich ALLES einstellen, ist ziemlich genial.
Glücklicherweise habe ich in meinem Lager einen Umrichter gefunden, den ich mal in einer Industrieruine ausgebaut habe. Allerdings ist der zur Regelung von 3 Phasen Asynchronmotoren ausgelegt und erwartet auch ein Drehfeld am Eingang.
Das ist nicht so schlimm, weil ich zwischenzeitlich ohnehin an dem Punkt ankam, dass mir mein Motor mit einem halben kW zu schwach war. Jedenfalls fliegt der jetzt raus und wird durch ein dickes 3 Phasen Model ersetzt.
Dazu muss ich das Bankbett völlig umbauen, damit der Platz hat. Angenehmer Nebeneffekt: die Bank wird deutlich schwerer, schluckt also Vibrationen von unwuchtigen Werkstücken besser weg. (Profibänke wiegen eine halbe Tonne und haben zusätzlich Füße, die man mit Sand füllen kann...)
Bei der Gelegenheit bekommt der Spindelstock auch größere und präzisere Lager, damit er mit der neuen Kraft umgehen kann. Und der Reitstock wird auch umgebaut, damit er präziser in der Bank gleitet und die mitlaufende Körnerspitze (oder was auch immer man eingespannt hat) exakt die Mitte der Werkstücks/Werkzeugs trifft.
Selbstverständlich sind Handrad, Reitstockspindelrad, sowie alle mechanischen Bedienhebel jetzt mit selbstgedrechselten ergonomischen Holzgriffen/-rädern ausgestattet. Das wird eine richtig geile Maschine an der das Arbeiten einfach nur noch Spaß macht.
Nächste Ausbaustufe: ein Kreuztisch (auch aus meinem Lager) auf eine Höhenverstellung montieren, um einen Präzisionswerkzeugsupport zu haben. Dan kann man dann auch eine Fräse oder einen Drehmel einspannen, welche i.V.m. einem feingeteilten Indexring die Herstellung komplexester Muster/Objekte erlaubt.
Mit anderen Worten: aus einem kleinen Nebenprojekt ist ein vollwertiges (und zeitkonsumierendes) Hobby geworden an welchem ich viel Freude habe. Gestern hatte ich einen Tag Privatunterricht bei einem Meisterdrechsler im Erzgebirge gebucht. Der hat mir Sachen gezeigt... total abgefahren.
Achso, wozu das ganze? Na überall neue Werkzeuggriffe, Türklinken, Schubladenknäufe. Schüsseln, Schalen und Teller. Kleine Schmuckdosen mit Doppelfalzdeckel für die Frau. Und natürlich Lampenschirme, kleine Modelle bekomme ich mittlerweile mit 0,5 bis 0,3 mm Wandstärke hin - das ist dann transluzent = das Holz leuchtet...
Und wenn man Objekte nacheinander um mehrere Achsen dreht, bekommt man Formen hin, bei denen der Laie sich absolut nicht mehr vorstellen kann, wie das entstanden ist.
Genug für heute, ich gehe jetzt wieder Späne produzieren. Zum Abschied noch mein momentanes Lieblingsdrechselvideo.
Beste Grüße,
Helmuth