Lötzinn haftet nicht am PCB

Ich wollte zwei meiner Projekte jetzt auf eine Platine löten und habe mir dazu diese PCBs bestellt.
Leider will der Lötzinn viel lieber überall anders haften als auf den Pats und es macht so echt keinen Sinn. Foto
Da allerdings Boards und Module löten ganz okay funktioniert, kann es ja eigentlich nicht am Lötkolben, Zinn oder Temperatur liegen?
Ich hatte auch schon versucht es mit Glasreiniger zu säubern, die Pats anzurauen und eine andere, neue Spitze verwendet.
Kann es wirklich sein dass sie da tausende Platinen verkaufen die quasi unbenutzbar sind?
Letztlich habe ich es dann noch auf 2 sehr alten Platinen versucht die hier rumfliegen, es war komplett unmöglich Zinn aufs Board zu bringen.
Auch wenn ich mein Geld für die Platinen wieder bekomm, weiß ich nicht was ich jetzt machen soll damit es ordentlich funktioniert. Soll ich andere Platinen kaufen, neues Lötzinn, Reinigungsalkohol, Flussmittelstift, …

Gruselig. Erst mal ist die Löttemperatur zu hoch - deshalb hat's dir die Lötaugen vom Trägermaterial gehoben. Vermutlich ist das Kupfer auch reichlich oxydiert, nur erkennt man das nicht m Foto. Probier' mal zuerst die Oxydschicht mit Stahlwolle 00 oder 1000er Sandpapier runterzuholen, dann mit Isoprop oder Spiritus entfetten.

Du brauchst Lötzinn mit einem Flussmittelkern, dann gibt es weniger Probleme.

Die dir verwendeten Platinen haben oft den Nachteil, dass die Kupferschicht nicht zusätzlich geschützt ist und dadurch schnell oxidieren. Aus dem Grund verwende ich schon seit langem nur noch Platinen, die verzinnt sind. Diese sind aus Epoxyd, daher sehr stabil und die Lötaugen sind beidseitig und durchkontaktiert. Dadurch eine noch bessere Stabilität.
Z.B. diese hier.

Und nimm Lötzinn mit Blei. Das mag ungesund sein, aber es hat sein Grund weshalb das mal überall drin war. Mit bleifreiem Zinn ist es nicht so einfach.

Danke für eure Antworten :slight_smile:

noiasca:
Da würde ich aber im Vergleich gern mal dein Equipment und eine andere Lötung von dir sehen.
Aber unterm Strich:
--> kaufe andere Platinen

Mein Lötkolben ist aus so einem Set.
Als Lötzinn hab ich das dort mitgelieferte und hauptsächlich das hier genommen. Sind beide mit Flussmittelkern.
Die hier hatte ich ein paar Stunden zuvor gemacht. Nicht 100% supi aber kann man gut mit leben.

Jap im Vergleich zu eurer Profiausstattung ist das natürlich echt nicht der Hit, allerdings brauch ich es nur sehr wenig und wollte es deshalb günstig halten. War bis zu den Kupferplatinen auch ausreichend.
Über die tatsächliche Temperatur kann ich bei dem Ding wenig sagen, am Anfang hatte ich Probleme als ich weniger als 300 eingestellt hatte.. Was sich auch sehr schlecht bis gar nicht löten lies waren letztens einzelne ws2812b Lämpchen, da hatte es unteranderem die Pats abgelöst. War recht enttäuschend, würde da nie 10 Stück verbunden bekommen ohne 70% zu zerstören..

Das hier wären doppelseitige und verzinnte vom gleichen Anbieter wie meine.
Wären ein Versuch wert oder? Ich brauch nur 2-3 in 5x7cm.

Was noch nicht erwähnt wurde:
Extra Flußmittel (Stift oder Paste) ist ähnlich fast so wirkungsvoll wie Schleifpapier + Spiritus, aber einfacher in der Anwendung.

Auch hilft, erst die Pads dünn zu verzinnen und dann das Bauteil/Draht einzulöten.

Und wenn nach mehr oder weniger langem Brutzeln das Kupfer sich von der Platte gelöst hat, ist es halt Mist. Dann hat man immer noch das Loch als Montagehilfe.
(Es gab auch mal Bauanleitungen für einen Selbstbau-"Arduino" auf dem Pappendeckel, ganz ohne Kupferpads, die suche ich jetzt aber nicht :slight_smile: )

noiasca:
Aber unterm Strich:
--> kaufe andere Platinen

!

Hi

Da Das zwar schon angesprochen wurde, aber bisher Keiner eine Zahl in den Mund nahm: Ich löte bei 300°, gerne bleihaltig (habe auch bleifrei hier, ist aber irgendwie ein Krampf), jeweils Elektronik-Lot, also mit Flussmittel-Seele - mein aktuelles Lot müsste 1mm Durchmesser haben - dünner habe ich auch da (gleiche Typ/Zusammensetzung), ist aber nicht wirklich mit mir kompatibel - da muß man so viel Lötdraht nachschieben - also zumindest ich habe Da mehr Probleme, als mit 'dem Dicken'.
Zusätzlich kommt Flussmittel, ein Gemisch aus Kolophonium (ein Baum-Harz, wird auch als Geigen-Harz verkauft, dann aber teurer) und Isopropanol (Spiritus soll auch gehen).
Mein Kolophonium ist vom freundlichem Chinesen in kleinen Blöcken in Papp-Schächtelchen, ist sehr spröde, splittert gut herum.
Löst Sich binnen Stunden im Isopropanol auf.
Eingefüllt in 'Twist-Pens' (Meine sind von ebay) kann man das Zeug gut portionieren.
Noch musste ich den Twist-Pen NICHT nachfüllen - also noch keine Erfahrung, was Das für eine Sauerei gibt!!
Das abgetrocknete Kolophonium klebt wie Hulle, lässt aber das widerspenstigste Lot gefügig werden. (... zumindest verbessert's das Löten gewaltig)

MfG

  1. Hardpapierplatinen sind billig und qualitativ nicht besonders gut. Es ist normal daß die Lötaugen bei etwas zuviel Hitze sich ablösen. Kaufe FR4 (Glasfaserverstärktes Epoxidharz).
  2. Kurz löten ist auch nicht das beste. Der Draht und das Lötauge muß ausreichend erwärmt werden und frisches Lot hinzugegeben werden damit das Lot gut verfließt.
  3. Lötfett ist schlecht weil es säurehaltig ist und der Rückstand leitet und darum gut geputzt werden muß.
  4. Flußmittel (Resin , Kolofonium) wäre in Ordnung
    Grüße Uwe

Hmm, spannend. Ich löte schon seit gut 25 Jahren. Am besten funktioniert das wenn ich meine Weller auf 450°C stelle. Damit löte ich alles von SMD bis 20mm2 wenn es sein muss. Das geht locker von der Hand und sieht immer top aus. Man darf nur nicht minutenlang drauf rumbrutzeln. Eine Lötstelle dauert dabei unter 1 Sekunde an SMD und bedrahteten Bauteilen. Für die Bandbreite an Anwendungen wechsel ich natürlich immer passend die Spitze. Meistens sind das 3 verschiedene Größen, von ganz dünn, mittel bis ganz dick wenn man viel Wärme braucht.
Ich hab vor 25 Jahren, also ganz am Anfang, mal n bißchen mit Lötfett rumgesaut. Kann ich nicht empfehlen. Lötwasser hab ich noch nie probiert.
Elektroniklot mit Blei und Kollophonium ist perfekt.
Bleifrei ist etwas schwieriger.
Ohne Flussmittel kannste vergessen.

Meiner Meinung nach hoch mit der Temperatur und dafür nur möglichst kurz löten.

Lieben Gruß,
Chris

jackii:
Da allerdings Boards und Module löten ganz okay funktioniert, kann es ja eigentlich nicht am Lötkolben, Zinn oder Temperatur liegen?

Kann es wirklich sein dass sie da tausende Platinen verkaufen die quasi unbenutzbar sind?

Ja. Nein.

Hartpapier+Phenol, oder auch umgangssprachlich Pertinax*, ist der Vorgänger (FR1/FR2) vom heutigen FR3 (Hartpapier+Epoxy) bzw. FR4.

Dein Problem ist die Temperatur, das Lötmittel und damit die Lötdauer.

Da Du die Platinen bereits gereinigt hast, nimm einen Zinn mit 1,1mm oder mehr und natürlich Flussmittelseele.

Die Lötspitze nur für ein Lot benutzen - entweder mit oder ohne Blei. Mischen ist Mist.

Versuche bei 380°C anzufangen und komme dann ggfls. weiter runter um Schäden an den aktiven BE zu vermeiden.

Je länger du mit der Spitze draufhalten musst, desto fröhlicher löst sich das Auge. Ist halt nur geklebt.
Bei durchkontaktierten Platinen passiert das eher selten bis garnicht, bei sonst gleichen Bedingungen.

*Pertinax

Abgegangen sind die Lötaugen glaube ich nicht. Der Pinheader war schief drin, ich hab ein Punkt wieder flüssig gemacht, da bewegte sich schon alles und die 7 anderen Lötstellen sind vom Auge abgehoben. Schon crazy, wie das eigentlich läuft und wie stabil es ist kenn ich aus 2-3 Firmen wo auf Anhieb jede meiner Lötungen perfekt wurde, überwiegend bleifrei.
Ich hab jetzt mal die Doppelseitigen geordert und geb hier dann gern bescheid wie es damit funktioniert.