[Test] Real-Time-Clock-DCF-Modul (ELV-Komplettbausatz)

Hallo,
vor einiger Zeit ist hier im Forum schon mal der ELV-Bausatz "Real-Time-Clock-DCF-Modul" (Artikel-Nr.: 130541) angesprochen worden, der bisher kaum lieferbar war und zu dem bisher niemand etwas genaues sagen konnte. Ich habe nun heute meinen Bausatz erhalten und möchte Euch diese Kombination aus "Realtime-Clock und DCF-Modul" einmal vorstellen.

Erstmal hört es sich ja verlockend an: Eine Realtime-Clock, die automatisch von einer DCF-Funkuhr auf der aktuellen Uhrzeit gehalten wird. Einfach als Arduino-Shield aufstecken und die Zeit von der RTC abrufen, und dabei immer eine atomuhrgenaue Zeit haben.

Leider ist mein Eindruck sehr zwiespältig, da es aus meiner Sicht doch einige Mankos gibt.

Zuerst zum erfreulichen: Der Bausatz für das Arduino-Shield ist bereits "fast fertig" zusammengebaut. Es ist quasi nur eine "Endmontage" notwendig, bei der folgendes zu erledigen ist:

  • Zwei bis vier Lötbrücken setzen
  • Header-Pins einsetzen und verlöten
  • Das DCF-Modul als Backpack-Platine auflöten
  • Die DCF-Antenne mit zwei Kabelbindern auf der Platine festzurren
    Fertig.

Zur Unterstützung des Zusammenbaus und der Programmierung gibt es eine 10-seitige Bau- und Bedienungsanleitung mit schwarz-weiß Fotos, Tabellen und Text in deutscher Sprache. Eine Arduino-Library kann auf der Herstellerseite kostenlos heruntergeladen werden. Der Quellcode ist mit Kommentaren in deutscher Sprache versehen.

Die Nutzung ist sehr flexibel: Einerseits kann der Bausatz als Arduino-Shield aufgebaut werden, mit Header-Pins zum Aufstecken direkt auf einen Arduino UNO (siehe Bausatz erstes Bild). Andererseits kann in der Mitte des Shields eine kleine Platine im wahrsten Sinne des Wortes als Breakout-Board herausgebrochen werden, so dass man den Bausatz nicht nur als Shield, sondern auch als Breakout-Board verwenden kann. Das herausgebrochene Breakout-Board (Detailaufnahme mit Sollbruchstellen siehe zweites Bild) ist allerdings nur für eine maximale Spannung von 3,6V geeignet, so dass es dann nur zum Arduino Due kompatibel ist. Für einen UNO baut man den Bausatz besser als Shield auf. Für einen MEGA oder andere Arduino-Boards ist die Kompatibilität ggf. fraglich und vorher abzuklären.

Vorher abzuklären wäre auch, über welche Schnittstelle das Board angesprochen werden soll. Möglich wären:

  • Ansteuerung über eine serielle Schnittstelle (Software Serial an vorgegebenen Pins)
  • Ansteuerung über SPI (Pinbelegung UNO-kompatibel, kein SPI-Connector)
  • Ansteuerung über I2C (Pinbelegung UNO-kompatibel)
    Je nachdem, welche Ansteuerung gewünscht wird, sind nämlich auf dem Shield feste Lötbrücken zu setzen.

Ich selbst habe mich für die I2C-Ansteuerung entschieden und die Lötbrücken an den "Jumpern" J1 und J2 gesetzt.

Im Vergleich zu einem "nackten" DCF-Modul für 9,95 finde ich diesen Bausatz mit einem Preis von 11,95 sehr fair für ein "Shield" kalkuliert.

So weit zu den ersten positiven Eindrücken. Nun zu den Merkwürdigkeiten und Mankos.

Negativ aufgefallen sind mir verschiedene Punkte (alles folgende bezieht sich auf die Nutzung als Arduino-Shield):

  1. Feste Lötbrücken bei der Auswahl der Ansteuerung
    Wegen der fest vorgesehenen Lötbrücken auf dem Shield läßt sich die Art der Ansteuerung später nur schwer ändern, wenn man es sich anders überlegt.

  2. Keine DCF-Empfangsanzeige
    Eine im Sekundentakt blinkende Empfangsanzeige, nach der man das ankommende DCF-Signal optisch beurteilen könnte, gibt es leider nicht.

  3. Shield ist mit der vorgesehenen Antennenplatzierung nicht für DCF funktionsfähig
    Die Antenne sitzt an der vorgesehenen Position auf dem Shield offenbar zu dicht am "elektronischen Störnebel" des Controllers, so dass wenigstens bei mir hier in meiner Umgebung selbst mit einem 3m langen USB-Kabel keine Position im Umkreis meines PCs ausfindig zu machen war, in der das Modul die Zeit synchronisiert hat. Erst nachdem ich die DCF-Antenne vom Shield abgenommen und 5cm daneben platziert habe (das Kabel an der DCF Backpack-Platine ist dazu lang genug), konnte sich die Uhr mit der Funkzeit synchronisieren

  4. Keine Batteriepufferung für die RTC

  5. Eigenartige Library. Dürftige Beispiel-Sketche. Und um selbst die dürftigen Beispiel-Sketche fehlerfrei zu kompilieren und laufen zu lassen, muss händisch am Code nachgearbeitet werden und eine weitere Drittanbieter-Library installiert werden.

Anfänger dürften mit dem Shield insbesondere damit Probleme bekommen, dass es bei vorschriftsmäßiger Befestigung der DCF-Antenne auf dem Shield (wenn es so läuft wie bei mir) überhaupt keinen DCF-Empfang gibt, sondern man die Antenne so weit das kurze Antennenkabel reicht, möglichst weit weg vom Shield platzieren sollte, um ein gutes DCF-Signal zu erhalten. Und dass kein auswertbares DCF-Signal anliegt kann man nicht erkennen, weil keine im Takt des DCF-Signals blinkende Kontroll-LED vorhanden ist.

Getestet habe ich bisher nur die Grundfunktionen, also Setzen und Auslesen der RTC und das automatische Synchronisieren des DCF-Signals. Das funktioniert, wenn die DCF-Antenne sich möglichst 5cm hinter dem Shield befindet. Soweit also OK. Alle Feinheiten von Alarmausgang bis Interruptauslösung, die das Modul sonst noch bietet, sind von mir bisher noch völlig ungetestet.

Eigentlich eine nette Idee mit der Kombination aus RTC und DCF-Modul.
Im Detail finde ich diese Hardware allerdings noch ein wenig verbesserungsfähig.

Hallo,

danke für den Bericht. Der Empfang scheint ja bei allen Modulen recht kritisch zu sein. [Hörensagen:]Ein dünnes, geerdetes Kabel über den Empfänger legen, soll den Empfang verbessern.[/Hörensagen]

Gruß,
Ralf

So ein Bericht sollte belohnt werden! Karma!!
ELV sollte also noch einen Blechdeckel und Knopfzelle spendieren.

Schachmann:
Der Empfang scheint ja bei allen Modulen recht kritisch zu sein. [Hörensagen:]Ein dünnes, geerdetes Kabel über den Empfänger legen, soll den Empfang verbessern.[/Hörensagen]

Danke für den Tipp, das habe ich noch nicht gehört!

Bei dem Bausatz wundert mich nur, dass das so an den bastelfreudigen Kunden ausgeliefert wird, mit 10-seitiger Anleitung und ohne Hinweis darauf, das die vorgesehene Position der Ferritantenne auf dem Shield möglicherweise überhaupt keinen DCF-Empfang ermöglicht, sondern der Ferritstab möglichst weit weg vom Arduino/Shield platziert werden müßte zwecks Empfangsverbesserung.

Überhaupt DCF-Empfang: Mit den Empfangsmöglichkeiten für DCF geht es ja seit Jahren nur noch bergab. Seit dem Glühlampenverbot sind meist Energiesparlampen als DCF-Störsender nirgends weit entfernt. Und mit der "Powerline" Vernetzungstechnik für Haushalte strahlen inzwischen ganze 230V-Hausverteilungsnetze auf Störfrequenzen.

Seit die GPS-Empfänger so verbessert wurden, dass selbst in einiger Entfernung von Fenstern noch GPS-Empfang besteht, sind teilweise die Empfangsmöglichkeiten für die genaue Zeit per GPS selbst im Haus viel besser als für DCF. Und wenn man sich mal ansieht, dass selbst einfache DCF-Module oft um die 10 EUR kosten und hochempfindliche GPS-Empfänger aus China auch schon für weniger als 20 EUR bezogen werden können, steht GPS als empfangbares Zeitnormal auch preislich gar nicht mehr so viel schlechter da als DCF.

mde110:
ELV sollte also noch einen Blechdeckel und Knopfzelle spendieren.

Ich glaube, das wird nichts: Wenn man mal in die Schaltung schaut, gibt es nämlich gar keinen separaten, sparsamen und speziellen Uhrenchip in der Schaltung, der mit Batteriepufferung laufen könnte. Sondern der Mikrocontroller auf dem Shield hat einen Anschluß für einen Uhrenquarz und die Zeit wird vom Mikrocontroller aus der Frequenz des angeschlossenen Uhrenquarzes abgeleitet. Man müßte also den ganzen Mikrocontroller auf dem Shield unter Strom halten, damit er weiterläuft. Das wird wohl nichts mit einer kleinen Knopfzelle.

Die Schaltung ist also "ohne Batteriepufferung der Uhrzeit by Schaltungsdesign" und nicht "weil die Pufferbatterie weggelassen wurde".

Um dieses Shield mit einer batteriegepufferten Uhrzeit auszurüsten braucht es also nicht nur "einen Blechdeckel und Knopfzelle", sondern noch zusätzlich ein ganzes 2-Euro-Uhrenmodul vom Chinaversender mit DS1307.

Ansonsten startet das Shield immer mit 00:00 oder was man als Startzeit selbst programmieren möchte, und dann dauert es bis zum erfolgreichen DCF-Empfang, bis man eine gültige Uhrzeit auf dem Shield erhält.

jurs:
können, steht GPS als empfangbares Zeitnormal auch preislich gar nicht mehr so viel schlechter da als DCF.

Schon, aber das können die Amerikaner halt jederzeit ohne Vorwarnung abschalten.

Gruß,
Ralf

als ob die affen bei uns nicht alles abschalten könnten...

@jurs: Vielen Dank für den Test des Shields!

Schachmann:
Schon, aber das können die Amerikaner halt jederzeit ohne Vorwarnung abschalten.

und

Eisebaer:
als ob die affen bei uns nicht alles abschalten könnten...

Wie wahrscheinlich ist das denn, dass die Amerikaner ihr eigenes Navigationssatellitensystem abschalten? :wink: Ich denke mal, dass eine nicht funktionierende Hobbyuhr dann unser kleinstes Problem sein wird...

jurs:
Man müßte also den ganzen Mikrocontroller auf dem Shield unter Strom halten, damit er weiterläuft. Das wird wohl nichts mit einer kleinen Knopfzelle.

Dieses Prinzip geht auch mit dem AVR und Timer2, wenn man den internen RC Oszillator als Chiptakt nimmt. Und es gibt Stromspar-Modi die die Timer2 am laufen halten während der Rest abgeschaltet wird. Ideal ist es nicht, aber man kann damit den Verbrauch auf unter 2mA senken.

Und ganz abgeschaltet wird GPS sicherlich nicht. Es ist lediglich vorgesehen, dass man in bestimmten Gebieten die Genauigkeit herabsetzt.