Stepper-Stromregelung mit A4988&Co - Teil2: Stepper in Bewegung

Hallo,
hier im Forum kommt es ja immer wieder vor, dass für Projekte nach Steppermotoren gefragt wird, und welche geeignet sind. Dabei kommt dann auch häufig das Thema Stepper-Treiber mit Stromregelung auf.
Leider werden da oftmals falsche Ratschläge gegeben, die davon zeugen, dass die Prinzipien der Stromregelung nicht verstanden wurden. Dies führt dann beim Fragesteller im günstigsten Fall zu Verwirrung, im ungünstigsten zu falschen Entscheidungen.

Ich möchte deshalb hier versuchen, ein wenig Licht ins Dunkel der Stromregelung zu geben ( nur vereinfacht vom Prinzip her, ohne dabei auf die mathematischen Berechnungsgrundlagen einzugehen ). Ist zwar viel Stoff, aber vielleicht liest es ja doch jemand :wink:

Grundsätzlich ist das Prinzip der Stromregelung z.B. auch im Datenblatt des A4988 beschrieben. Zum Verständnis dieser Beschreibung werden allerdings elektrotechnische Grundlagen vorausgesetzt, die über das ohmsche Gesetzt doch deutlich hinausgehen. Dies betrifft vor allem das Verhalten von Induktivitäten und Kondensatoren, dass sich mit dem ohmschen Gesetz nicht beschreiben lässt. Ohne das Verständnis der Funktion dieser Bauteile lässt sich auch die Stromregelung bei Steppern nicht verstehen. Deshalb hier erstmal ein paar Erläuterungen zu diesen Bauteilen.

Im Gegensatz zu einem ohmschen Widerstand, der ein Verbraucher ist und elektrische Energie in Wärme umwandelt, sind Kondensatoren und Induktivitäten Speicher für elektrische Energie. D.h. sie können elektrische Energie aufnehmen und auch wieder abgeben.
Kondensatoren speichern die Energie in Form von elektrischer Ladung, Induktivitäten in einem magnetischen Feld. Das Verhältnis von Strom und Spannung bei diesen Bauteilen unterscheidet sich fundamental von den Verhältnissen bei einem ohmschen Widerstand. Fließt z.B. ein konstanter Strom in einen Kondensator, so steigt die Spannung über die Zeit kontinuierlich an. Umgekehrt gilt für eine Induktivität: Liegt eine konstante Spannung an, steigt der Strom kontinuierlich an. Dass dies nicht unendlich so geht, liegt nur daran, dass weder die Strom/Spannungsquelle, noch die realen Induktivitäten und Kapazitäten ideale Bauteile sind.

Für einen Kondensator gilt dabei: Der Strom ist der von aussen vorgegebene Wert, der sich auch sprunghaft ändern kann. Die Spannung ist der abgeleitete Wert, der von der im Kondensator gespeicherten Energie bestimmt wird, und sich deshalb nicht sprunghaft ändern kann.

Für eine Induktivität gilt: Die angelegte Spannung ist der von aussen vorgegebene Wert, der sich sprunghaft ändern kann, der Strom ist der abgeleitete Wert, der von der gespeicherten Energie abhängt, und sich dementsprechen nicht sprunghaft ändern kann.
N.B. Ein realer Kondensator ist i.d.R. wesentlich 'näher' am Ideal als eine reale Induktivität (Spule). Eine reale Induktivität kann man sich recht gut als eine Serienschaltung einer idealen Induktivität und eines ohmschen Widerstandes vortellen.

Wie funktioniert nun die Stromregelung in einem Schrittmotortreiber? Im Wesentlichen besteht der für jede Spule des Steppers aus einer H-Brücke und einer Schaltung zur Messung des Stromes, der von aussen durch die H-Brücke fließt. Ausserdem braucht es einen Pufferkondensator am Eingang des Treibers, der über das Netzteil geladen wird.

Hier ein Auszug aus dem A4988 Datenblatt:

A4988-2.png

Soll nun eine bestimmter Strom durch eine der Stepperspulen fließen, wird über die H-Brücke die Spule mit dem Pufferkondensator verbunden. An der Spule liegt nun die volle Kondensatorspannung an. Der Strom, der durch die Spule fließt steigt an. Letztendlich wird nun ein Teil der elektrischen Energie, die im Pufferkondensator gespeichert ist, in die Spule transferiert. Dieser Strom fließt auch durch den Strommeßshunt, und wenn der Spannungsabfall am Shunt den eingestellten Referenzwert erreicht, schaltet die H-Brücke ab.

PowerUp.png

Wie bereits geschrieben, kann der Strom durch die Spule aber nicht einfach abgeschaltet werden - er fließt auf jeden Fall weiter.
Hier kennen die Stromtreiber 2 Modi: 'Fast decay' and 'Slow decay'
Im Fast decay Modus, wird die H-Brücke so geschaltet, dass der Strom wieder zurück in den Pufferkondensator fließt.

FastDecay.png

Der äußere Stromfluß kehrt sich um - der Spannungsabfall am Shunt wird negativ und auch die Spannung an der Spule ändert ihr Vorzeichen. Die Spule ist jetzt ein Generator und ein Teil der eben vom Kondensator in die Spule transferierten Energie wird jetzt wieder zurück in den Kondensator gepumpt. Dies bewirkt ein rel. schnelles Absinken des Stroms ('fast decay'). Eine Strommessung ist nicht mehr möglich, weshalb dieser Modus zeitgesteuert geschaltet wird ( beim a4988 ca 10µs ).

Danach wird auf 'slow-decay' umgeschaltet. Dabei wird die Spule über die H-Brücke kurzgeschlossen.

SlowDecay.png

Extern fließt in dieser Phase gar kein Strom mehr, der Spannuingsabfall am Shunt ist 0. Energie wird der Spule jetzt nur noch über die Verluste in ihrem ohmschen Widerstand, und gegebenenfalls (bei Bewegung) über die Magnetfelder im Motor entzogen. Der Strom sinkt jetzt nur noch langsamer. Aber auch diesen Strom kann der Treiber nicht messen, weshalb auch dieser Modus zeitgesteuert beendet wird.

Im nächsten Schritt wird nun die Energie in der Spule wieder aufgefüllt, indem wieder ein Stromfluß vom Kondensator zur Spule erzeugt wird und das Spielchen beginnt von vorn. Variabel an dem Ganzen ist die Aufladezeit. Denn die hängt davon ab, wie schnell der Abschaltwert des Stroms erreicht wird. Das wiederum hängt von der Spannung am Pufferkondensator, der Induktivität der Spule und der Energie, die der Spule durch die Bewegung und die ohmschen Verluste entzogen wird, ab.

Der 'Fast decay' Mode ist vor allem in der Phase wichtig, wenn der Strom in der Spule von Step zu Step sinken soll. Im Mixed-Decay Modus ( Standard bei den üblichen Treiberboards ) schalten die Treiber deshalb den 'Fast-Decay' Modus nur in diesen Phasen ein. Wenn der Strom von Step zu Step steigt, wird dann nur der 'slow-decay' Modus genutzt.

Man kann diese Phasen gut am Spannungsverlauf des Shunts und der Spule verfolgen:


Die grüne Liie ist der Spannungsverlauf an der Spule. Man erkennt, wie sich die Spannung schlagartig umpolt, wenn in den fast-decay Mode gewechselt wird.

Znu gleichen Zeitpunkt wechselt der Strom durch den Shunt das Vorzeichen.

Positiver Spannungsabfall während der 'Aufladephase', negativer Spannungsabfall während 'fast decay' und kein Spannungsabfall während 'slow decay'.
Hier erkennt man auch, weshalb Strom und Shunt so dimensioniert werden müssen, dass 0,5V am Shunt nicht überschritten werden: Der negative Spannungsabfall ist beim Umschalten genauso groß wie der positive. Wäre der nun größer als 0,5V, würde im 'fast decay' die parasitäre Substratdiode durchschalten, was den Treiber zerstören würde.
Die Messung des Spulenstroms ist problematischer, da es hier keinen festen Bezugspunkt gibt, Der Strom fließt hier aber ohne Unterbrechung immer in der gleichen Richtung ( im betrachteten Zeitraum, also ohne einen Step ).

Das Netzteil muss so dimensioniert sein, dass es die Energie-Entnahme aus dem Pufferkondensator im Mittel ausgleichen kann. Am Stromflußbild des shunts ist zu erkennen, dass dieser mittlere Strom wesentlich geringer ist, als die Stromspitzen in und aus dem Pufferkondensator.
Da die Spannung am Pufferkondensator durch die hin- und herfließende Energie prinzipiell etwas schwankt, ist hier ein spannungsmäßig 'hart' geregeltes Netzteil ungünstig. Da kommen sich Strom- und Spannungsregelung in die Quere. Viele werden aber diese rel. hochfrequenten Spannungsschwankungen eh nicht ausregeln können.

A4988-2.png

PowerUp.png

FastDecay.png

SlowDecay.png

Hallo Franz-Peter,

eine wirklich sehr gute Erklärung. Es wäre schade, wenn die durch neue Beiträge untergehen würde.
Hast Du Möglichkeiten für einen dauerhaften Zugriff? Ansonsten könnte ich den Inhalt auf meiner Website hosten.

Gruß Tommy

Hallo Franz-Peter,

schön beschrieben und erklärt, da wird einem erst mal wieder bewust was da eigendlich abgeht. Man sagt so schnell Strombegrenzung und hat dabei schnell ein Linearregler im Kopf. Geht aber ja gar nicht.

Gruß Heinz

MicroBahner:
Leider werden da oftmals falsche Ratschläge gegeben, die davon zeugen, dass die Prinzipien der Stromregelung nicht verstanden wurden. Dies führt dann beim Fragesteller im günstigsten Fall zu Verwirrung, im ungünstigsten zu falschen Entscheidungen.

Ich schließe mich dem Lob an, denn so detailiert hatte ich das bislang noch nicht gewußt.

Gibt es noch einen zweiten Teil, der die von Dir gestellten Fragen praktisch beantwortet? Paradox ist ja der Umstand, daß ein Schrittmotor im Stillstand den meisten Strom zieht, während ein drehender wegen der Induktivität mehr als die Nennspannung des Motors benötigt, um auf den Nennstrom zu kommen, was ja dazu führt, daß der Treiber mit einem Mehrfachen der Nennspannung des Motors betrieben werden soll.

Ich würde mich freuen und gerne noch was lernen :slight_smile:

Vielen Dank - etwas dermaßen Verständliches habe ich lange gesucht

Hallo,
danke, es freut mich natürlich, wenn ich mit meinem kleinen Beitrag etwas Licht ins Dunkel der Stromregelung bringen konnte 8)

Tommy56:
Hast Du Möglichkeiten für einen dauerhaften Zugriff? Ansonsten könnte ich den Inhalt auf meiner Website hosten.

Nein, habe ich leider nicht. Ich müsste dann in gewissen Abständen eine Fortsetzung birngen, damit es wieder nach oben gespült wird :smiley: . Aber Du kannst es natürlich gern bei dir hosten.

agmue:
Gibt es noch einen zweiten Teil, der die von Dir gestellten Fragen praktisch beantwortet? Paradox ist ja der Umstand, daß ein Schrittmotor im Stillstand den meisten Strom zieht, während ein drehender wegen der Induktivität mehr als die Nennspannung des Motors benötigt, um auf den Nennstrom zu kommen, was ja dazu führt, daß der Treiber mit einem Mehrfachen der Nennspannung des Motors betrieben werden soll.

Welche Fragen meinst Du konkret?
Die bisherige Beschreibung zeigt ja auch nur die statische Stromregelung des Treibers. Also den Zeitraum zwischen 2 Steps oder im Stillstand. Bei rel. langsamen Drehzahlen sind die Zeträume zwischen den Steps auch recht groß im Verhältnis zu den Zeiten, in den die Modi umgeschaltet werden. Das bewegt sich ja, wie man an der Zeitbasis sieht, im µs Bereich.
Interessanter wird das Ganz natürlich zu den Stepzeitpunkten, denn da ändern sich die vom Treiber eingestellten Stromwerte. Speziell in der ersten Phase nach einem Step sieht das u.U. ganz anders aus. Wird der Strom vom Treiber erhöht ( über die Abschaltspannung am Shunt ), ist die erste Ladephase nach einem Step erheblich länger. Denn das delta I - also die Anstiegsgeschwindigkeit des Stroms - ändert sich ja nicht. Bei Microstepping ist die Stromänderung von Step zu Step nicht so groß, weshalb sich das da nicht so stark auswirkt. Bei Fullstep Betrieb ist das aber schon extrem, wenn z.B. der Spulenstrom von vorher 0 auf den Maximalwert gebracht werden muss.
Messtechnisch ist das im Stepperbetrieb etwas schwieriger zu erfassen, aber ich finde gerade die Bilder vom realen Strom- und Spannungsverlauf sind immer interessant. Ich werde schauen, dass ich in nächster Zeit auch mal von diesen Zeitpunkten Oszi-Bilder mache und dann gibt's eine Fortsetzung. Kann aber noch etwas dauern, da derzeit noch ein paar andere wichtige Dinge auf Erledigung warten. Damit wird das Topic dann aber auch wieder hochgespült :wink: .

Vieleicht aus aktuellem Anlaß noch eine Bemerkung zum Pufferkondensator:
Während der Strom in der Spule im statischen Zustand ziemlich gleichmäßig fließt ( abgesehen vom Rippel durch das Auf/Entladen ) sieht der externe Strom ja vollkommen anders aus. Wie man am Spannungsverlauf am Shunt sieht gibt es da kurze Stromimpulse in beide Richtungen mit rel. steilen Flanken. Auch die hohen 'Nadeln' die beim Umschlagen der Spulenspannung sichtbar sind, sind kein Messfehler, sondern diese extrem hohen und extrem kurzen Pulse sind tatsächlich vorhanden. Ursache sind die parasitären Kapazitäten, die in den realen Stepperspulen vorhanden sind. Die müssen bei den steilen Spannungsflanken umgeladen werden, was zu den Stromspikes führt. Der Treiber darf deshalb mit seiner Strommessung auch erst mit einer kleinen Verzögerung beginnen, sonst würde er gleich wieder abschalten ( kann man im Datenblatt nachlesen ).
Alle diese Stromimpulse muss der Pufferkondensator abfedern. Deshalb ist es so wichtig, dass unmittelbar am Vmot Anschluß eines jeden Treibers ein solcher Kondensator platziert wird.

Ich habe den Beitrag als Dokument hoch geladen.
https://www.wikinger-tommy.de/arduino/stepper.html

Gruß Tommy

Danke Tommy 8)

Hallo,
es hat ein bisschen gedauert, aber hier nun der ( von agmue gewünschte :wink: ) 2. Teil zu den Stepperbetrachtungen. Ich habe mir inzwischen eine Testschaltung aufgebaut, um etwas detaillierte Messungen machen zu können und mit einem akkubetriebenen TaschenOszi sind nun auch Bilder direkt vom Spulenstrom möglich.

agmue:
Paradox ist ja der Umstand, daß ein Schrittmotor im Stillstand den meisten Strom zieht, während ein drehender wegen der Induktivität mehr als die Nennspannung des Motors benötigt, um auf den Nennstrom zu kommen, was ja dazu führt, daß der Treiber mit einem Mehrfachen der Nennspannung des Motors betrieben werden soll.

Das ist ein scheinbar nur schwer auszurottender Mythos :wink: . Aber auch ein Stepper hält sich an die Physik, und braucht im Stillstand die geringste Leistung. Im Stillstand wird die aufgenommene Leistung allein von den ohmschen Verlusten in den Spulen bestimmt. Dreht er sich, kommt die mechanische Leistung dazu, die er ja auch aufbringen muss. Ausserdem entstehen dann auch magnetische Verluste im Eisen durch das Umpolen.

Den Strom durch die Spule versucht der Stromtreiber konstant zu halten - das ist ja seine Aufgabe. Und mit höherer Stepfrequenz wird ihm das auch zunehmend schwer fallen, das stimmt auch. Das hat aber nur sehr indirekt mit dem Strom zu tun, der aus dem Netzteil gezogen wird. Der ist - wie bei jedem Motor - im Stillstand am kleinsten. Nur eben nicht 0, wie bei einem DC-Motor. Dafür hat unser Stepper - im Gegensatz zu einem DC-Motor - ja auch ein Haltemoment. Der Versorgungstrom schwankt deshalb bei einem Stepper zwischen Stillstand und Vollast wesentlich geringer als bei einem DC-Motor. Vor allem bei den kleinen Steppern, bei denen die Verluste im Vergleich zur Leistung relativ hoch sind. Aber die 'Richtung' ist die gleiche: je mehr Belastung, desto mehr Strom.

Den Strom durch die Spule kann man sich ein bisschen so wie ein Schwungrad vorstellen. Wenn sich das einmal dreht, muss man es nur noch regelmäßig ein wenig 'anschubsen', damit es seine Drehzahl behält. Je besser das Lager, desto weniger muss ich anschubsen. Wenn nun jemand anders bremst, muss ich mehr anschubsen. Dieses 'Bremsen' macht im Stepper der sich drehenden Rotor, der dem Magnetfeld der Spule Energie entzieht.

Dazu ein paar Messwerte. Der Spulenstrom am DRV8825 ist auf gut 1A eingestellt, Das Netzteil liefert 24V - ein üblicher Wert in den Datenblättern für stromgesteuerte Stepper. Der Motor wird im Fullstep betrieben. Der Pufferkondensator ist großzügig bemessen, so dass der Strom aus dem Netzteil recht konstant ist und keine Spitzen enthält.

Stillstand, violett ist der Netzteilstrom, gelb der Strom durch einen der Shunts ( wie schon im 1. Post zu sehen war ):
Stillstand-24V-Netzteil.png
Stillstand-24V.jpg
Der Strom druch die Spulen ( beide werden ja bestromt ) ist gut 2A! Trotzdem muss das Netzteil nur knapp 300mA aufbringen. Die violette Kurve ist die invertierte Darstellung des Eingang A (20mV/Teilstrich). Durch die Messschaltung wird der Netzteilstrom negativ gemessen.

Leerlauf. Jetzt lassen wir den Motor unbelastet laufen. Die Stepfrequenz ist 1250 Step/sec:
Leerlauf-24V-Netzteil.png
Leerlauf-24V.jpg
Und hier auch der Spulenstrom ( türkis, grün ist dier Steppuls) :
Leeraluf-24V-Spule.png
Der Strom steigt an, denn jetzt wird ja auch Bewegungsenergie gebraucht. Am Spulenstrom erkennt man auch, dass der nicht schön linear ansteigt, sondern etwas 'verbogen' ist. Das liegt an der Rückwürkung des drehenden Rotors, der dem Stromanstieg auch noch entgegenwirkt. Bei 24V ist der Effekt aber nur recht klein. In einem späteren Post werde ich das auch noch für kleinere Spannungen zeigen. Da kann das sehr extrem werden

jetzt Belastung an der Drehmomentgrenze:
Belastet-24V-Netzteil.png
Belastet-24V.jpg
Belastung-24V-Spule.png
die Nichtlinearität beim Stromanstieg in den Spulen ist nun deutlicher sichtbar. Das Ausschalten des Strom geht schneller, das Einschalten in der anderen Flußrichtung dauert dann länger.

Überlast - Nun noch ein Bildchen vom Spulenstrom, wenn die Belastung so hoch wird, dass der Motor das Drehmoment nicht mehr schafft und blockiert:
Blockade-24V-Spule.png
Der Stromanstieg wird jetzt nur durch die Induktivität bestimmt ( keine Rückwirkung durch den drehenden Rotor). Und der Strom steigt jetzt schön linear und auch deutlich schneller an. Auch der Strom aus dem Netzteil sinkt da wieder ab.

Ich denke, an den Bildern ist gut zu erkennen, dass sich auch ein Schrittmotor an die Gesetze der Physik hält, und für seine Antriebsleistung Strom aus dem Netzteil benötigt.

Im nächsten Post werde ich noch ein paar Bildchen von den gleichen Betriebsbedingungen, aber mit niedrigerer Netzteilspannung zeigen. Da wird man dann sehr deutlich sehen, weshalb man die Stepper mit möglichst hoher Versorgungsspannung betreiben soll.

Belastet-24V-Netzteil.png

Belastung-24V-Spule.png

Blockade-24V-Spule.png

Leeraluf-24V-Spule.png

Leerlauf-24V.jpg

Leerlauf-24V-Netzteil.png

Stillstand-24V.jpg

Stillstand-24V-Netzteil.png

Belastet-24V.jpg

Dein Beitrag wurde hochgeladen und am Teil 1 verlinkt.

Gruß Tommy

MicroBahner:
... aber hier nun der ( von agmue gewünschte :wink: ) 2. Teil zu den Stepperbetrachtungen.

Dazu bekenne ich mich gerne, auch zu den Mythen :cold_sweat:

MicroBahner:
Im nächsten Post werde ich noch ein paar Bildchen von den gleichen Betriebsbedingungen, aber mit niedrigerer Netzteilspannung zeigen. Da wird man dann sehr deutlich sehen, weshalb man die Stepper mit möglichst hoher Versorgungsspannung betreiben soll.

Ich freue mich!

MicroBahner:
Aber auch ein Stepper hält sich an die Physik, und braucht im Stillstand die geringste Leistung. Im Stillstand wird die aufgenommene Leistung allein von den ohmschen Verlusten in den Spulen bestimmt. Dreht er sich, kommt die mechanische Leistung dazu, die er ja auch aufbringen muss. Ausserdem entstehen dann auch magnetische Verluste im Eisen durch das Umpolen.

Imho sind hier Falschaussagen enthalten.

Ich bin mir nicht sicher, ob magnetischen Verluste als Verlustleistung gezählt werden, bzw. dafür eine Rolle spielen. Es handelt sich dabei um magnetische Energie, die nicht in Bewegungsenergie umgewandelt wird. Gerade deshalb bildet sie meiner Einschätzung nach, wie in einer einfachen Spule, einen Energiespeicher (=|=Verlust).
Edit: Ich hab nochmal recherchiert und hier hast du Recht: magnetische Verluste stellen eine Energiedissipation durch Wärmeentwicklung dar. Ich hatte beim Schreiben einen anderen Effekt im Hinterkopf, bei dem Maganetfelder nicht da verlaufen, wo sie sollen.

Es stimmt, dass im Stillstand die mechanische Leistung Pm = 0 ist. Die Summe aus Pm und Pv (Verlustleistung durch Wärme) ist dennoch oft/im Allgemeinen größer als in dem Fall, in dem der Motor sich dreht.

Auch wenn es hier um Stepper geht will ich der Einfachheit halber mal eine Rechnung mit einen DC Motor machen. Schließlich hast du ja von allgemein gültiger Physik gesprochen:

Kv = 1000, R = 1 Ohm, U = 10V

Fall 1: Stillstand: I = U/R = 10A , Pges = I*U = 100W , Pm = 0

Fall 2: 5000 upm: I = U-(5000/Kv)/R = 5A , Pges = I*U = 50W

Pm = Pges - Pv = 50W - (U - (5000/Kv)*I = 25W

Um aufs Thema zurück zu kommen:
Ein Stepper ohne Stromregelung bekommt ja konstante Spannung. Hier gilt meine ich das gleiche wie für den DC Motor vorgerechnet. Wie augme schon sagte: Stillstand = maximaler Strom, weil jede Drehung eine Gegenspannung generiert, die den Strom kleiner macht.

Ein Stepper mit Stromregelung bekommt ja idealerweise konstanten Strom. Das würde idealerweise tatsächlich eine geringere Leistungsaufnahme im Stillstand bedeuten. Wie es tatsächlich ist kann und will ich jetzt nicht herleiten. Mit dem Thema Stromregelung bei Steppern kennst du dich eindeutig besser aus. Ich konnte nur deinen Erklärungsversuch bzw. deine Aussage 'weniger mechanische Leistung = weniger Leistungsaufnahme insgesamt' nicht so stehen lassen.

Da ich das noch nicht gesagt hatte und es hier sehr unangebracht wäre nur zu meckern: Deine Dokumentation mit Oszibildern und die Erklärungen dazu sind richtig gut, auch von mir großes Kompliment und fettes Dankeschön!

Hi

Denke, Äpfel und Birnen können nicht irren.
Denke, es wird hier mehr die Differenz zwischen SOLL und IST die Größe der Stromaufnahme bestimmen - auch bei einem DC-Motor - Der eben im Stand 'Maximum-Warp' an Strom aufnimmt, wenn Er eben drehen soll - und blockiert wird.
Beim Stepper ist Soll und Ist im Stand identisch, erst der nächste Schritt ändert etwas an dieser Situation - und dann wird auch vermehrt Strom genommen - bis Soll wieder Ist entspricht.
Was bei einem Stepper aber halt öfter vorkommt, als beim DC-Motor - dort ist bauartbedingt Soll nie Ist - der Knabe soll ja beim Anlegen einer Spannung eine Drehung vollführen - Das bekommt man halt nicht mit zueinander 'passenden' Magnetfeldern hin :wink:

MfG

Und woher weiß ein dummer Stepper oder auch ein noch dümmerer DC-Motor wann Soll = Ist gegeben ist?

Was du sagst würde wohl für eine Regelung gelten, ein Stepper nimmt sich aber eben auch dann Strom, wenn gar kein Moment anliegt.

Hi

Soll ist das Magnetfeld, Welches der Stator vorgibt.
Ist ist das Magnetfeld des Rotor.
Daher ist dem Motor schon halbwegs bekannt, was Soll und Ist sind - und Regeln tut Der Das ganz alleine.

Bei einem DC-Motor (mit Bürsten) ist das Rotor-Feld dem Statorfeld verdreht - dem entsprechend entsteht die Drehbewegung (sofern nicht blockiert) - durch die Bürsten wird dieses Magnetveld aber immer auf konstantem Abstand gehalten - beim reinen DC-Motor ist also Soll NIE Ist - solange Spannung anliegt und eben die Magnetfelder (das Magnetfeld) erzeugt wird.

Deshalb klappt auch ein dummer DC-Motor durch bloßes Anklemmen :wink:

MfG

Jetzt sind wir tatsächlich von Äpfeln zu Birnen gekommen. Es geht doch um die Leistungsaufnahme, nicht darum, in welche Richtung die Magnetfelder zeigen.
Also konkret: Ein Stepper schaltet nicht den Strom auf 0, nur weil er auf Sollposition ist.

Aber der DC-Motor??
Auch ein Stepper braucht KEINEN Strom, wenn ich Den einfach nicht ansteuer - wow, wieder eine Gemeinsamkeit der beiden Motor-Spezies.
Ach ja - eine LED ist auch dunkel, wenn Sie keinen Strom bekommt, wundert mich aber, auch nach extensivem Nachdenken, nicht wirklich.

Sowohl Stepper wie DC-Motor brauchen den meisten Strom, wenn die Magnetfelder NICHT übereinander stehen - mehr ist's nicht!
Es ist wirklich so einfach!!

MfG

Mahimus:
Ein Stepper ohne Stromregelung bekommt ja konstante Spannung. Hier gilt meine ich das gleiche wie für den DC Motor vorgerechnet

Wenn Du den Threadtitel lesen würdest, siehst Du, dass es hier ausschließlich um stromgeregelte Stepper und die dort geltenden Randbedingungen geht. Auf diese Randbedingungen bezog sich auch meine Aussage zur Physik, und dazu gehört eben auch, dass die Verlustleistung im Stillstand nicht immens höher als im Betrieb ist ( So wie das bei deinem Beispiel eines blockierten DC-Motors ist - da herrschen vollkommen andere Randebedingungen ).

Bei spannungsgesteuerten Stepperm sind die Verhältnisse anders, das stimmt - auch wenn man sie aufgrund der vollkommen anderen Bauform nicht direkt mit einem DC-Motor vergleichen kann. Dass bei einem blockierten DC-Motor im Stillstand eine immense Verlustleistung ( ohne entsprechende mechanische Leistung ) entsteht ist auch korrekt. Das hält der auch nicht lange aus - nur als Anlaufstrom. Aber das ist hier nicht das Thema.

postmaster-ino:
Sowohl Stepper wie DC-Motor brauchen den meisten Strom, wenn die Magnetfelder NICHT übereinander stehen - mehr ist's nicht!

Und genau diese Aussage zweifel ich sehr stark an!
Deine sonstigen Ausführungen in #16 kommen glaube ich daher, dass du mich falsch verstehen willst.

@MicroBahner: Ich hatte mich vor allem an dem "...hält sich an die Physik" gestört. Denn demnach würde sich ein DC-Motor ja nicht an die Physik halten. Und ich habe deine Aussage auf alle Stepper bezogen, weil das sowohl von augme als auch von dir so formuliert war. Wenn ihr exklusiv über stromgeregelte Steppern gesprochen habt, dann hab ich das einfach falsch aufgefasst.
Verzeih mir die Widerworte, aber ein Forum lebt schließlich davon, dass das Wissen von vielen zusammengetragen wird. Menschen irren schließlich, und manchmal reden sie auch einfach nur aneinander vorbei.

Können wir abschließend festhalten?:

Spannungsgesteuerter Stepper: Höchste Leistungsaufnahme im Stillstand, auch wenn kein Moment anliegt.

Stromgesteuerter Stepper: Höchste Leistungsaufnahme wenn er sich dreht.

Bei letzterem bin ich mir nicht sicher, der Strom ist ja nahezu konstant, die Spannung dürfte bei hohen Drehzahlen (im Mittel) höher liegen, um diesen Strom aufrecht zu erhalten.

Mahimus:
"...hält sich an die Physik" gestört. Denn demnach würde sich ein DC-Motor ja nicht an die Physik halten.

Ich glaube, wir reden einfach aneinander vorbei. Deine Schlußfolgerung zum DC-Motor kann ich da nicht nachvollziehen. Die Randbedingungen bei einem DC-Motor sind halt vollkommen andere. Meine Aussagen hier beziehen sich immer nur auf den stromgeregelten Stepper - müsste ich halt noch immer dazuschreiben.
Wenn Du eine Abhandlung über einen Dieselmotor schreibst, würdest Du da im Text immer explizit 'Dieselmotor' schreiben - oder nicht doch einfach vom 'Motor' reden - es geht ja um nichts anderes.

Mahimus:
Verzeih mir die Widerworte, aber ein Forum lebt schließlich davon, dass das Wissen von vielen zusammengetragen wird.

Ist doch ganz normal - aber manchmal gibt's halt auch Widerworte zum Widerwort :wink: :smiley:

Was den spannungsgesteuerten Stepper angeht - mit dem habe ich mich noch nicht näher beschäftigt, und deshalb sage ich dazu erstmal nichts. Ich weis es einfach nicht.

P.S.

Mahimus:
die Spannung dürfte bei hohen Drehzahlen (im Mittel) höher liegen, um diesen Strom aufrecht zu erhalten.

Was meinst Du damit? Die Spannung an den Spulen ist immer einfach die Netzteilspannung ( abzüglich der Verluste in der H-Brücke ). Mal positiv, mal negativ, und mal abgeschaltet. Die Einschaltdauer variiert allerdings - das ist das Arbeitsprinzip des Stromreglers.