Ich denke, das Problem ist die relative Luftfeuchtigkeit. Angenommen ein Luftpaket (hermetisch abgeschlossen) hat bei 29°C 80%rF, wenn aber eine Abkühlung um ein paar Grad erfolgt, dann ist der Taupunkt schon erreicht und die Feuchtigkeit kondensiert, weil kühlere Luft viel weniger Wasser aufnehmen kann als wärmere (deshalb der Begriff relative Luftfeuchtigkeit). Meist kondensiert es an den Gehäusewänden weil die ja in engem Kontakt zur (jetzt) kühleren Außenluft stehen und als erstes kühler werden, wenn es „draußen“ kühler wird.
Ich hatte dieses Problem zu Beginn mit meiner GoPro Kamera. Diese Kamera besteht aus der Kamera selbst und einem – den verschiedenen Anforderungen entsprechenden Gehäuse in das die Kamera „gelegt“ wird. Mein Gehäuse ist wasser/luftdicht. Ich bin Gleitschirmflieger und war mit folgendem Problem konfrontiert: kurz nach dem Start (vom Berg oder von der Düne) hat die Innenseite des Gehäuses beschlagen und damit natürlich auch der Bereich der Linse - das Ergebnis war: nur noch "weichgezeichnete" Bilder.
Ich hab dann einige Zeit gerätselt und experimentiert.
Warum es beschlägt:
Die Luft am Startplatz (in der Nähe des Bodens) ist immer ein wenig wärmer als die Luft in "freier Atmosphäre" (ich will jetzt gar nicht von Höhen/Druckunterschieden reden, was auch noch eine gewisse Rolle spielen mag - aber lassen wir das jetzt mal weg). Nehmen wir an, die Luft im Gehäuse und am Startplatz hat z.B. 24° und 60%rF. Jetzt startete ich und fliege (sagen wir um es einfacher zu machen auf derselben Höhe) vom Berg weg - dort ist die Luft aber um 5° kühler. Luft mit 19° kann aber viel weniger Wasserdampf aufnehmen und die (Außen-)Wände Gehäuses kühlen recht bald ab auf 19°. Bei 19° entspricht die Wassermenge die in dem eingeschlossenem Luftpaket enthalten ist aber schon 100% und es kommt zur Kondensation an den Gehäusewänden. Die GoPro selbst beschlägt übrigens nicht, denn die "heizt" recht gut und hat immer so an die 30°, das bringt aber nicht viel weil die Außenwände trotzdem viel kühler sind.
Welche Lösungen gab es für das GoPro-Beschlag-Problem.
Ich habe dann eben experimentiert - zuerst nur mal um zu sehen, ob meine These richtig ist.
Eine Lösung (wenn auch wenig praktikabel) war: Kamera und Gehäuse 1/2 Stunde in den Tiefkühler legen, dann Gehäuse schnell zu (luftdicht verschließen) und bis zur Landung nicht mehr aufmachen. Funktioniert ausgezeichnet - kein Beschlagen mehr, ist aber wie gesagt wenig praktikabel.
Warum es dabei nicht beschlägt:
Die Luft im Tiefkühler ist ziemlich kalt (minus irgendwas Grad). Die relative Luftfeuchte ist z.B. 60% bei -20°. Im luftdichten Gehäuse der Kamera wird so ein Luftpaket eingeschlossen. Dieses wird dann auf sagen wir 24° erwärmt, der absolute Wasserdampfgehalt bleibt aber gleich, das ergibt aber eine relative Luftfeuchte von (Hausnummer) nur noch 5%rF. Das ist also sehr sehr trocken und da kann auch nichts mehr beschlagen, selbst wenn das um ein paar Grad abkühlt.
Silica Gel
Geht natürlich auch, muss aber oft gewechselt (und wieder aufbereitet) werden - möglich aber mühsam.
Einfachste Lösung:
Ich habe die umlaufende O-Ring-Dichtung des Außengehäuses der Kamera entfernt und dadurch für (ein wenig, aber ausreichend) Luftaustausch mit der jeweiligen Umgebungsluft gesorgt. Die Kamera ist dadurch zwar nicht mehr wasser/luftdicht - aber das ist beim Gleitschirmfliegen egal. Spritzwassergeschützt ist die Kamera noch immer.
Also:
Hermetisch abgeschlossene Gehäuse sind meist gar nicht so gut, weil es da immer zu Kondensation kommen kann.
Hermetisch abgeschlossene Gehäuse sind aber auch selten wirklich nötig (außer wenn man Surfer oder Taucher ist oder irgendwas direkt IM Aquarium unterbringen muss). Was oft benötigt wird sind gut spritzwassergeschützte Gehäuse - die aber nicht luft/wasserdicht sind.
Ein gewisser Luftaustausch ist meist recht gut.
Was man machen kann: Ausgießen mit Harz oder Silicon oder sonst was - aber dann wird wohl die Wartung etwas schwierig...
Edit:
Silica-Gel bei einem luftdicht verschlossenen Gehäuse funktioniert natürlich auch, wenn dieses Gehäuse nicht (oder nur sehr selten) geöffnet wird.
Da wird die Luft zu Beginn sehr trocken und dann beschlägt natürlich kaum mehr was.
Bei einem luftdicht verschlossenen Gehäuse sind allerdings zu bedenken:
- Atmosphärische Luftdruckschwankungen (am gleichen Ort).
- Luftdruckschwankungen beim Bewegen des Gerätes(Gehäuses) vom „Berg“ ins „Tal“ oder umgekehrt.
Erstere sind ja nicht so besonders groß, aber zweitere können schon einen erheblichen Wert annehmen und das Gehäuse muss dann schon recht druckstabil sein.
Es hängt aber sehr von der „Gegend“ ab in der man sich bewegt. Ich wohne ja in den Alpen, da ist man schon mal auf 2500m Höhe und dann wieder auf 150m. Im Flachland mag das keine so große Rolle spielen… 